Donnerstag, 8. Januar 2015

Je suis Charlie!

In den letzten Wochen kam man an dem Thema Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung überhaupt nicht mehr vorbei. Es begann für mich mit den Syrienkämpfern, junge Männer, die aus Deutschland und anderen europäischen Ländern nach Syrien gingen um dort mit den Terroristen der IS das Land zu unterwerfen und in einen blutigen Krieg zu führen. Danach kamen die Pegida -Demonstrationen in verschiedenen deutschen Großstädten. Und gestern gipfelte der Hass auf dem  traurigen Höhepunkt, dass vermummte Terroristen die Zeitungsagentur Charlie Hepdo in Paris überfielen und mehrere Journalisten töteten, weil diese dem Propheten Mohammed karikiert hatten.
Das bringt mich dazu heute darüber nachzudenken, wo ich mich als Bloggerin sehe und was für eine Welt das sein soll, in der mein Sohn aufwächst.
Vielleicht bin ich die Einzige, der es so geht, aber das Thema Fremdenfeindlichkeit und Hass scheint immer größer und dominanter zu werden. Auch in meiner privaten kleinen Welt.
Meine Kindheit verbrachte ich in den 90er Jahren. Meine Schwestern und ich kommen "aus gutem Hause". Wir haben die Grundschule und danach das Gymnasium besucht. Kinder mit Migrationshintergrund gehörten für uns immer völlig normal dazu. Darüber haben wir uns gar keine Gedanken gemacht. Zwar waren es nie so viele wie deutsche Kinder und man wusste wer woher kam, aber das machte für uns keinen Unterschied. Höchstens haben wir uns gefreut, dass die Mama eines türkischen Mitschülers für die Klassenfeier wieder dieses leckere Börek gemacht hat.
Erst als wir älter wurden, bemerkte man so langsam die Unterschiede.
Beim Religionsunterricht waren sie nicht mit dabei. Das ist aufgefallen. Aber das war ich auch nicht. Wir haben dafür im Ethikunterricht über Kant und die anderen Philosophen diskutiert.
Ein türkischer Freund wurde nicht in die Disko gelassen, obwohl er nicht anders gekleidet oder betrunkener war als die anderen Jungs war.
Kein Schweinefleisch auf Grillpartys. Gar kein Fleisch für die liebe Freundin und mich.
Das sollen Unterschiede sein?!
Ich habe gelernt meine Meinung zu sagen und auch zu vertreten. Noch nie in meinem Leben musste ich Angst davor haben, dass ein falsches Wort von mir jemanden dazu bringen könnte, mich umbringen zu wollen. Ich bin im Vertrauen auf die Meinungs- und die Pressefreiheit aufgewachsen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass so etwas wirklich in einem europäischen Land wirklich möglich ist. Und doch ist es gestern in Frankreich passiert...
Wir als Blogger sind Teil der öffentlichen Meinung. Und ich bin nicht bereit mir von irgendwem den Mund verbieten zu lassen wie es jetzt in Frankreich versucht worden ist. Egal ob ich über meine Rolle als Mama oder den Islam schreiben möchte.
Der Versuch ist fehlgeschlagen wie man an der riesigen Anteilnahme im Netz sehen kann. In den sozialen Netzwerken werden von Millionen Menschen Zeichen gesetzt gegen Fremdenhass und für die Migration. Gegen die Zensur und für die Pressefreiheit. Millionen Menschen solidarisieren sich mit der Zeitung Charlie Hepdu.
In fast allen großen Städten waren bis jetzt mehr Demonstranten, für die Religionsfreiheit und ein Welt-und Islam-offenes Deutschland da, als Pegida-Anhänger.
Ich möchte, dass mein Sohn in einem Deutschland aufwächst, in dem er seine Meinung äußern darf, ohne dass er Verfolgung fürchten muss. Er soll sich die Religion aussuchen dürfen, an die er wirklich glaubt. Ich wünsche mir für ihn, dass er viele Freunde findet, egal welche Religion und Nationalität sie haben, welche Sprache sie sprechen oder was ihre Eltern für einen Job haben.
Damit er später mal genau so leckeres Börek essen kann, wie ich es so oft gemacht habe...

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